Die letzten Wochen regnete, schneite, stürmte und fror es. Amaras Spiegel waren fest, bis auf den Grund. Das Leben ist erstarrt. Frodos Keimlinge verzagen nicht. Mit Pickeln und Schaufeln tragen sie den Erdberg ab, der uns im Herbst geschenkt wurde. Trotz des gefrorenen Bodens ist das Hochbeet voll und die „Wiese“ hat neuen Boden.
Wenn es wirklich schlimm wurde arbeiteten wir im Schulgebäude. Wir versuchten zu verstehen, was Wasser ist. Eine blaue Kugel und zwei rote Kügelchen. Ganz fest zusammengebunden.
Sie bilden zusammen einen kleinen Pfeil. Blau an der Spitze, rot an den Schenkeln. Damit wurde gespielt! So ein Pfeil hält fest zusammen. Kommt noch ein Pfeil, dann spannen sich kleine Gummibändchen zwischen rot und blau, die aber schnell wieder abreißen.
Die Pfeilchen flitzen hin und her. Wenn es kalt wird, dann werden die Pfeilchen langsam. Sie können die Gummis nicht mehr durchreißen. Sie richten sich aus. Das Wasser nimmt Form an. Oh, 10 Pfeilchen brauchen jetzt mehr Platz, als die gleichen Pfeilchen, als sie noch schnell herumrasten. Das Wasser wurde fest. Jetzt ist es Eis.
Mit viel Geduld kann aus den Pfeilchen eine Schneeflocke gemalt werden.
Im flüssigen Zustand, wenn die Pfeilchen rumrasen, passiert es immer mal wieder, dass auch so ein rotes Kügelchen abreißt, dass Wasserpfeilchen verliert ein Bein. Schwupp, schon ist es wieder geheilt. Aber – ein paar rote Kügelchen bleiben alleine. Die kann man sogar zählen. Wenn Essig zum Wasser dazugegeben wird, dann sind plötzlich viele rote Teilchen da. Gibt man stattdessen Soda zu, werden es schlagartig viel weniger. Essig spendiert rote Kügelchen, Soda fängt sie weg.
Das kann man sichtbar machen.
„Das ist Rotkohl“ sagt einer und hält ein roten Kohlkopf in die Höhe.
„Nein, das ist Blaukraut“ schreit ein anderer und hält einen blauen Kohlkopf hoch.
Beides ist Brassica oleracea convar. capitata var. rubra L.
Der rote Kohl wuchs im Norden der blaue im Süden. Im Norden ist der Boden sauer, hat also viele rote Kügelchen. Im Süden ist der Boden neutral, also weder sauer noch basich.
Das wollen wir jetzt aber genauer wissen.
Auf, an die Arbeit. Ein Viertel Kohlkopf wird in kleine Streifen geschnitten und mit einem halben Liter Wasser zum Kochen gebracht. Nach etwa einer halben Stunde wird das Kraut gegessen und das Wasser in eine Flasche gefüllt. Es ist richtig tief blau. Vorsicht, Salz und andere Gewürze kommen erst dazu wenn das Kraut aus dem Topf und das blaue Wasser in einer Flasche ist.
Jetzt wird gezaubert:
Auf dem Tisch stehen 3 Fläschchen. In allen ist eine klare Flüssigkeit.
Hokus Pokus bonus locus – ein Tropfen des blauen Saftes fällt in das erste Fläschchen. Sofort wird der Tropfen grün.
Hokus Pokus bonus locus – Ein Tropfen in das mittlere Fläschchen. Die Farbe verändert sich nicht. Sie bleibt blau.
Hokus Pokus bonus locus – Ein Tropfen ins dritte Fläschchen. Er wird rot.
Die Magie klärt sich auf: Im ersten Fläschchen war Sodalösung, im mittleren Wasser und im dritten Zitronesäure. Wir lernten, dass eine klare Flüssigkeit nicht immer nur Wasser ist, dass es besser ist, erst zu testen.